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Dokumentation: Marburg is(s)t Zukunft

Im September 2022 fand unsere letzte Veranstaltung im Rahmen des Marburger Stadtjubiläums Marburg800 statt. Passend zum Jubiläumsschwerpunkt „Marburg erfinden“, ging es an diesem Tag um „Marburg is(s)t Zukunft – Wie schmeckt dein Marburg der Zukunft?“. Per Zeitreise ging es ins Jahr 2032. In dieser gar nicht mehr so fernen Zukunft sehen wir nicht nur LebensMittelPunkte und Solawis in der ganzen Stadt, sondern auch eine Verwaltung und eine Politik, die regionale Lebensmittel und deren Erzeuger:innen wertschätzt und so zu einer klimafreundlichen Entwicklung unserer Region beiträgt und Arbeitsplätze schafft.

Gemeinsam mit dem kollektiv von morgen erlebten alle Teilnehmer*innen auf dem Lutherischen Kirchhof das „Past Progressive Action Café 2032“. Bei diesem außergewöhnlichen Format ging es um Visionen für die Marburger Ernährungslandschaft im Jahr 2032, konkreten Ideen und der Frage, wie die Visionen schließlich Wirklichkeit wurden. An der Veranstaltung nahm auch Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies teil. Die Marburger Künstlerin Randi Grundke hat unsere Ideen visualisiert. Daraus ist eine Postkarte entstanden, die ihr in vielen Marburger Cafés und Geschäften bekommt.

Und so sehen unsere Visionen aus:

  1. Innerhalb der regionalen Strukturen:
  • Flächen werden gemeinwohlorientiert vergeben
  • es gibt LebensMittelPunkte, Solawis und Market Gardens in jedem Stadtteil
  • als Regionalstrategie dient die Planetary Health Diet

2. Innerhalb des Systems:

  • Politik fördert gezielt regionale Erzeugung und Verteilung
  • Essen wird nicht weggeworfen, sonder verteilt
  • Kitas und Schulen bekommen Lebensmittel über regionale Food Hubs geliefert

3. Für den Anbau:

  • Das Stadtviertel bekommt mehr Bedeutung in Anbau und Verteilung
  • es gibt tausend Schrebergärten in Marburg
  • Die Anbaufläche in Marburg und Umgebung dienen der Produktion von Lebensmitteln für
    Marburg und Umland
  • Obst und Gemüse kommt zu 80%+X aus der Region
  • Fleisch wird nur noch mit regionalen Futtermitteln, die nicht für die menschliche Ernährung
    geeignet sind, erzeugt.

Im nächsten Schritt haben wir uns mit der konkreten Gestaltung dieser Visionen beschäftigt:

  1. Innerhalb der regionalen Strukturen:
  • Regionale Ernährungsbeauftragte als Matchmaker:innen
  • Runde Tische zum Thema Ernährung zwischen Landwirt:innen, Wissenschaft, Verarbeitung und Handel
  • finanzielle Wertschätzung für Ernährungsbildung und Landwirtschaft
  • Direktvermarktung (Kooperation von Stadt und Landkreis)
  • stadtteilbezogene Kompostierung
  • Schulküchen als Standard
  1. Innerhalb des Systems:
  • Kriterienkatalog für die gemeinwohlorientierte Verpachtung wird umgesetzt
  • in den Institutionen werden Entscheidungen gemeinschaftlich getroffen (gemeinschaftliches Prinzip)
  • in Schulen, Kindergärten und allen öffentlichen Einrichtungen wird nach den Richtlinien für nachhaltige Ernährung (RNE-r) gearbeitet

„Wir schaffen in unserer Universitätsstadt ein Institut für die Züchtung von alten, samenfesten Sorten und von alten, robusten Nutztierrassen. Das kann nur mit starken Partner:innen gelingen, wie der Universität Kassel und der Universität Gießen.“

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies

3. Für den Anbau:

  • keine Industriestandards für (kleinere) Lebensmittelproduktion
  • klimagerechte Kreislaufwirtschaft
  • Anbau und Sortenwahl haben den Wasserverbrauch um 50% gesenkt und
  • Humusaufbau um 80% gesteigert
  • zentrale Verarbeitungsstellen
  • es gibt Koordinator:innen für Schrebergärten und Stadtviertel
  • alle Kitas und Schulen haben einen Garten und Kompost

„Die Stadt Marburg kauft einen Hof in einem Stadtteil und baut ihn zu einem Almendehof aus.
Das schafft auch die Möglichkeit, landwirtschaftliche Flächen zu erwerben.“

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies

Im dritten Schritt haben wir gemeinsam überlegt, was es dafür brauchte, damit die Veränderungen Wirklichkeit wurden:

  1. Innerhalb der regionalen Strukturen:
  • 2022: Kochevents und soziale Zusammenschlüsse
  • 2023: Direktvermarktung und Runde Tische
  • 2024: Schulküchen und Match Maker:innen
  • 2025: Ernährungsstrategie
  • 2026: Agrar-Genossenschaften
  • 2027: Modell-Projekte und Saisongärten
  • 2028: finanzielle Wertschätzung

2. Innerhalb des Systems:

  • 2022: Öffentlichkeitsarbeit für nachhaltige Ernährung
  • 2023: Stellplatzsatzung wurde abgeschafft, wenn stattdessen Begrünung kommt
  • 2024: Richtlinien für nachhaltige Ernährung (RNE-r)
  • 2025: die Stadt Marburg verpflichtet sich, prioritär bio und regional einzukaufen; Ernährungsberatung wird vom Kreis institutionalisiert
  • 2026: regionale Food Hubs entstehen
  • 2027: Förderprogramm für regionale Erzeugung und Verteilung

3. Für den Anbau:

  • 2022: Anbaugärten in Wehrda für Kitas und Schulen
  • 2023: 500 neue Schrebergärten
  • 2024: Neuausrichtung der Veterinärämter;
  • 2025: Koordinationsstelle für Verteilung von Obst und Gemüse
  • 2026: Erste Drohne zum Kirschen pflücken
  • 2027: gemeinschaftliche Kühlhäuser in Stadtteilen;
  • 2028: alle Kitas und Schulen haben einen Anbaugarten
  • 2029: nur noch samenfeste Sorten im Landkreis Marburg-Biedenkopf
  • 2030: 50% weniger Wasserverbrauch im Anbau; 80% Humussteigerung
  • 2031: Bio-Mitgliedsläden in allen Stadtteilen

Wir danken der Stadt Marburg und dem Jubiläumsbüro von Marburg800 für die freundliche Unterstützung.