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Weltwassertag am 22. März: Zugang zu Wasser ist Menschenrecht

Etwa 128 Liter Wasser nutzt jeder Mensch in Deutschland täglich. Dabei haben weltweit Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der jährliche Weltwassertag am 22. März soll die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Denn Wasser ist nicht nur eine begrenzte Ressource, es läuft auch seit Jahren ein schleichender Prozess der Privatisierung der Wasserversorgung.

Marburg: Mehr Leitungswasser genießen
Seit 2017 ist die Stadt Marburg Mitglied der sogenannten „Blue Community“. Die Blue Community setzt sich dafür ein, dass die Wasserversorgung in öffentlicher Hand bleibt und die Menschen mehr Leitungswasser statt Flaschenwasser trinken. Denn wer Leitungswasser trinkt, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Herstellung, der Transport, die Reinigung und das Recycling von Mehrweg- und Einwegflaschen verbraucht Rohstoffe, Wasser und Energie.

Gleichzeitig setzt sich die Blue Community dafür ein, dass Trinkwasser öffentlich zugänglich ist. In Marburg gibt es eine Vielzahl an Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet, an denen man Leitungswasser kostenlos trinken oder abfüllen kann. Trinkwasser aus der Leitung ist in Deutschland eines der am besten kontrollierten Lebensmittel und von erstklassiger Qualität.

Karte der Trinkwasserbrunnen in der Marburger Innenstadt
Die Standorte der Trinkbrunnen in der Marburger Innenstadt reichen vom Südviertel über das Rathaus bis zum Rudolphsplatz.
(Quelle: Stadt Marburg)

Ein problematischer Aspekt bleibt jedoch die Versorgung mit frischem Trinkwasser im Winter, da in den kalten Monaten aufgrund des Frostschutzes viele Entnahmestellen nicht zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit, dass Menschen ihre Wasserflaschen in dieser Zeit z.B. im Rathaus, in einigen Gebäuden der Universität (z.B. im Hörsaalgebäude) sowie in einigen Geschäften auffüllen lassen können, ist noch zu wenig bekannt.

Wenn du Leitungswasser trinkst:

  • vermeidest du Plastikmüll und sparst Energie und Ressourcen. Das ist bitter nötig, denn nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland insgesamt jährlich 16,4 Milliarden Einwegplastikflaschen verbraucht
  • sparst du richtig Geld: abgefülltes Mineralwasser kostet bis zu 70 Cent pro Liter, Designer-Wasser wie etwa Fiji Water kosten auch mal zwei bis drei Euro für den halben Liter – ein Liter Leitungswasser kostet weniger als einen halben Cent
  • tust du etwas für die Umwelt. Denn abgefülltes Wasser sorgt durch lange Transportwege für unnötige CO2-Emissionen und sind unter ökologischen Gesichtspunkten äußerst problematisch
  • unterstützt du keine Konzerne, die schmutzige Geschäfte mit Flaschenwasser machen

Zudem ist die Landwirtschaft in der Region darauf angewiesen, Wasser zum Zweck der Bewässerung entnehmen zu dürfen. Wenn wir Tomaten, Möhren und Salat aus der Region essen möchten, muss der Zugang zu Wasser für Landwirt*innen in der Region gesichert werden.

Wasser gehört uns allen. Oder?
Die Privatisierung der Wasserversorgung ist ein wachsendes Problem, das auch vor einer knapper werdenden Ressource wie Wasser nicht halt macht. Konzerne wie Nestlé, Coca Cola und PepsiCo behandeln Wasser als profitables Handelsgut.
Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé betreibt mit seiner Wassersparte Nestlé Waters in aller Welt Wasserabfüllanlagen und verkauft das Wasser zu hohen Preisen an die Bevölkerung. Das vermutlich bekannteste Beispiel ist die französische Kleinstadt Vittel. Seit Jahrzehnten pumpt Nestlé dort eine Milliarde Liter Wasser pro Jahr ab und verkauft es profitabel. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel jährlich um 30 Zentimeter. Infolgedessen muss Wasser aus den Nachbarorten mit kilometerlangen Pipelines beschafft werden.

Auch in Deutschland kann uns bald ähnliches bevorstehen. Aldi Nord, Red Bull und der Fruchtsafthersteller Rauch haben mehrere Mineralwasserbrunnen in Bayern, Hessen und Brandenburg gekauft. Aldi Nord hat die Altmühltaler Mineralbrunnen gekauft, um weiter „verlässlicher Grundversorger“ sein zu können. Das sorgt vor Ort für Unmut – und Sorgen um das Grundwasser. Das Wasser wird sogar oft kostenlos abgeschöpft, da in Bayern kein Wasserentnahmeentgelt erhoben wird. Anschließend wird es in Kunststoffflaschen abgefüllt und von dort bundesweit und im Ausland an Supermärkte geliefert.

Gleichzeitig sinken die Grundwasserspiegel in ganz Deutschland. Viele Gemeinden leiden in den Sommermonaten an Wassernot, so auch der Landkreis Marburg-Biedenkopf. Darum untersagte der Landkreis im Juli 2022 die Wasserentnahme aus Bächen, Flüssen und Seen.

Mehr zum Thema findest du hier:

Aldi Nord kauft Altmühltaler Mineralbrunnen
Kampf ums Wasser: Wenn Konzerne in Bayern Quellen kaufen
– KLIMALISTE Hessen e.V. warnt: Es droht eine neue Dürre
Kreis untersagt Wasserentnahme aus Bächen, Flüssen und Seen (Pressemitteilung vom Landkreis Marburg-Biedenkopf)
– Auf der Karte von Refill Deutschland kannst du deutschlandweit über 6.000 Refill Stationen und Trinkbrunnen finden, wo du deine mitgebrachte Flasche kostenlos befüllen kannst – auch in Marburg
Blue Community Marburg (Website der Stadt Marburg)
– Hier erfährst du mehr über die 17 Sustainable Development Goals (SDGs)/ Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN)