3 Nov, 2023 | Panorama; Express Marburg
Unsere Ernährung krisenfest gestalten: Kongress & Podiumsdiskussion im TTZ
Unter dem Motto „Unsere Ernährung in die Hand nehmen“ versammeln sich vom 6. bis zum 8. November über 100 Gäste im TTZ in Marburg, um über Hindernisse und Möglichkeiten für widerstandsfähige Ernährungssysteme zu sprechen. Konkret geht es um die Frage, wie für die Landkreise und Regionen Europas zukünftig auch in Krisenzeiten ausreichende, gesunde und idealerweise ökologisch nachhaltig angebaute Lebensmittel zur Verfügung stehen können.
„Dafür gibt es keine einfachen Lösungen, wenn man bedenkt, dass im Landkreis Marburg-Biedenkopf nur 4 Prozent unseres Gemüsebedarfs angebaut werden und im Bereich Ernährung wichtige Stellschrauben zur Bewältigung des Klimawandels liegen“, sagt Kongress-Organisatorin Ann-Marie Weber vom Verein „kollektiv von MORGEN“
Bei dem Kongress soll das Thema in seiner ganzen Bandbreite betrachtet werden: Vom Bauernhof bis auf die Gabel der Konsumierenden und von der lokalen Ebene in Marburg bis zur Gesetzgebung auf europäischer Ebene. „Wie wir unsere Ernährungssysteme gestalten, beeinflusst unsere ganz konkrete Zukunft als Menschen in der Stadt Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Darüber wird nicht nur in Brüssel entschieden, sondern auch hier vor Ort“, unterstreicht Weber.
Handlungsmöglichkeiten auszutauschen, regionale Spielräume zu nutzen, gemeinsam bestehende Ansätze weiter zu entwickeln – dazu hat das Organisationsteam, bestehend aus dem Marburger „kollektiv von MORGEN”, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Hessen und der französischen Nichtregierungsorganisation ARC2020 eingeladen.
Nachdem sich die Teilnehmenden auf Exkursionen heimische, innovative Beispiele angeschaut haben, wird in sechs sogenannten Werkräumen dreisprachig gearbeitet: Landwirtinnen und Landwirte aus der Marburger Umgebung treffen auf Verwaltungsmitarbeitende der Gemeinde Plessé in Frankreich, um sich über gute Beispiele und Spielräume im kommunalen Handeln auszutauschen. Köchinnen und Köche, Lehrlinge im Gemüseanbau und Mitarbeitende aus Verwaltungen überlegen Strategien, wie mehr regionales Gemüse in Kindergärten und Schulkantinen serviert werden kann. Ein belgischer Bier-Brauer, ein armenischer Jungbauer und hiesige Händlerinnen und Händler überlegen, wie junge Landwirte Ackerland kaufen oder pachten können.
Bundesweit und international arbeitende Ernährungsbildungs-Fachleute entwickeln im Gespräch mit dem Bürgermeister der Gemeinde Mouans-Sartoux in Frankreich und regionalen Politikerinnen und Politikern Ideen für lokale Ernährungsstrategien.
Am Ende steht der gemeinsam erarbeitete „Marburger Aktionsplan für zukunftsfähige Ernährungssysteme“, der am Mittwoch (8. November) vorgestellt und auf einer Podiumsdiskussion im TTZ diskutiert wird.
In der Region Marburg geht es damit erst los: Der Kongress ist der Auftakt zu dem von der Robert-Bosch-Stiftung geförderten Projekt „Rural Europe takes Action – Germany“. Bis März 2025 können die bereits bestehenden Initiativen zur zukunftssicheren Ernährung in Marburg und Region sowie beim Kongress entwickelte Ideen und entstandene Kooperationen professionell begleitet werden. „Darüber kann wirklich ein Mehrwert für die Region entstehen. Denn der Kongress findet in Marburg statt, weil es hier schon gute Grundlagen gibt, die ausbaufähig sind“, sagt Ann-Marie Weber.
So gebe es hier viele regionale Initiativen wie etwa den Ernährungsrat Marburg und Umgebung. Der Kongress wird auch von der Stadt Marburg und dem Landkreis finanziell gefördert.