Am 11. Juni durften wir einen spannenden Beitrag zu dem sehr emotionalen Thema Fleisch und Fleischkonsum und dessen Nachhaltigkeit von Christoph Feist hören. Als erfahrener Landwirt und derzeitige Hofleitung in Fleckenbühl konnte er uns einiges zur vergangenen und momentanen Situation in der landwirtschaftlichen Produktion von tierischem Eiweiß berichten.
Eröffnet wurde der Vortrag mit einem Bild, welches eine Herde Rinder in Afrika zeigt. Hier liegt der Ursprung unserer Rinder, die auf riesigen Graslandflächen weiden und das ganze Tier, vom Fleisch über Innereien und Blut, Haut und Knochen verwendet werden. Der Wohlstand und die Nachfrage nach Fleisch in der westlichen Welt hat sich im Laufe der Zeit stark vergrößert. Fleisch soll nun für jedermann erschwinglich sein, es muss also mehr davon produziert werden, was mit einer selektiven Zucht zu Fleisch- bzw. Milchvieh einhergeht. Mit diesem Trend der Spezialisierung unserer Nutzrinder auf Fleisch- oder Milch-Vieh, und damit auf männliche oder weibliche Tiere in einen Betrieb, was im Übrigen auch Hühner und Schweine betrifft, ist die genetische Vielfalt zumindest bei den Rindern stark verloren gegangen und die sogenannten Zweinutztierrassen, wie z.B. das Deutsche Niederungsrind, nur noch bei sehr wenigen leidenschaftlichen Bauern zu finden.
Das Dilemma unseres verwöhnten Fleischgaumens, nur die besten Fleischstücke, Brust und Keule angeboten zu bekommen und essen zu wollen und das am besten mehrmals in der Woche, führt also zu einem massiven Bedarf an Tieren, an Fläche und Nahrung für die Tiere, die wir ohne Zufütterung nicht decken können. Das Futter, oft in Form von Soja, Mais und Getreide, wird zumeist in anderen Ländern, gar anderen Kontinenten angebaut und unseren Tieren gefüttert. Was zunächst harmlos klingt, ist bei näherer Betrachtung mehrfach verwerflich. Neben dem klimaunfreundlichen Transport der Futtermittel, wird auch in den Nährstoffkreislauf des Bodens eingegriffen und Gleichgewichte verschoben, denn die Nährstoffe, die z.B. der Soja aus Südamerika zum Wachsen braucht werden ja dem Boden entnommen und unseren Tieren wieder zugeführt. In einem geschlossenen Kreislauf hingegen würden Nährstoffe in Form von Kot und Gülle im besten Fall wieder auf der Anbaufläche landen und den Kreis schließen. Mit dem Import von Futtermitteln erzeugen wir ein Nährstoffdefizit im Land des Anbaus und einen Überschuss an Mist und Gülle in unserem Land, was zu überdüngten Feldern und eutrophierten Gewässern führt. Der andere schwerwiegende Punkt ist der Export der Teile der Tiere, die wir hier nicht essen und nutzen möchten. Wir exportieren und transportieren nun wieder Fleischteile und im schlimmsten Fall lebende Kälber ins südliche Europa oder ans anderen Ende der Welt und zerstören unter anderem die wirtschaftliche Existenz kleinbäuerliche Landwirtschaft mit den von uns geleiferten Importen.
Aber wie kann man nun zu einem leidenschaftlichen und nachhaltigen Fleischesser werden? Für Christoph Feist ist eins ganz klar, wir müssen uns bewusstmachen wo unser Fleisch herkommt. Im Zweifel lieber zum Metzger des Vertrauens gehen, der weiß wo das Fleisch herkommt, als das (Bio)Fleisch im Supermarkt zu kaufen. Als Verbraucher:innen den Fleischkonsum reduzieren, eher Wild- als Rind- und Schweinefleisch zu konsumieren und als Landwirt wieder zurück zur Zweinutztierrasse zu finden, würde helfen unseren Fleischkonsum nachhaltiger zu gestalten.
Nach einer angeregten Diskussion und Erfahrungsaustausch der Interessierten, unter denen auch Vegetarier waren, und mit dem Vorsatz Fleisch zukünftig bewusster zu konsumieren und ggf. andere Bezugsquellen als den hiesigen Supermarkt zu nutzen, haben wir die Veranstaltung verlassen.
Ihr seid auf der Suche nach Bezugsquellen von regional erzeugtem Fleisch und regional erzeugter Wurst von Rind, Schwein, Ziege und Schaf, dann schaut mal hier vorbei:
- Seelbacher Ziegenkäserei: halten neben Ziegen, auch Schweine und Rinder
- Die Fleckenbühler: Rinder und Ziegen
- Mengsberger Schäfchen: Schafe
- Hofgut Friedelhausen: Rinder